Festakt zum Abschluss der Restaurierung der Gruft
Der Festakt zur Eröffnung der Bredowschen Gruft unter dem Altar der Dorfkirche Wagenitz hat ca. 2 Stunden gedauert und wurde mit der Platzierung von je einem Blumenstrauß je Gewölberaum abgeschlossen. Dieser Akt wurde durch unseren Landrat Roger Lewandowski, Generalsuperintendent Kristóf Bálint und den CDU-Politiker Sebastian Steinecke vollzogen.
Die evangelische Kirchengemeinde Havelländisches Luch hat in den vergangenen Jahren in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege diePatronatsgruft der Familie von Bredow restaurieren lassen. Den Abschluss der
Restaurierungen an und in der historischen Dorfkirche stellten heute Pfarrer Michael Jurk und André Schmidt als Vorsitzender des Fördervereins Dorfkirche Wagenitz vor.
Die wohl derzeit größte restaurierte Gruftanlage in der Region ist auftgeteilt in drei Gewölberäume und hat eine Fläche von rund 70 qm. Theodor Fontane bezeichnete die Adelsfamilie als die „Märkischste unter den Adelsfamilien“.
Insgesamt 26 Holzsärge, darunter 10 Kindersärge wurden bereits 2018 identifiziert, danach geborgen, dokumentiert und gesichert. Alle Holzsärge wurden erhalten oder rekonstruiert, das gilt auch für die vorgefundenen Grabbeigaben, zu denen übrigens eine Zahnbürste gehört.
Es gibt unglaubliche Geschichten zu den Verstorbenen, die zumeist identifiziert werden konnten. Einer von ihnen, Hans-Christoph, überlebte als Kind als einziger der Großfamilie einen Angriff von plündernden Söldnern während des 30-jährigen Krieges und baute als Erwachsener die Kirche wieder auf.
Das übergroße Votivgemälde im Kirchsaal erinnert an ihn und seine Familie. Dem wohl prominentesten Verstorbenen wurde ein besonders reich verzierter Sarg gewidmet: Ernst-Wilhelm Reichsgraf von Bredow (1709 – 1755), seines Zeichens Reichshofrat in Wien und preussischer Etat- und Cabinetsminister in Berlin.
Die Maßnahme diente aus denkmalfachlicher Sicht der Erfassung und Erhaltung eines überregional bedeutenden Bestandes, der exemplarisch die Bestattungskultur des märkischen Adels vom 17. bis zum 19.
Jahrhundert abbildet. Mit den überregionalen Verbindungen und Einflüssen sowohl der Familiengeschichte als auch der Vielfalt der Gestaltungselemente trägt sie wesentlich zur Erweiterung des Forschungsstandes auf diesem Gebiet bei.
Die Restaurierung wurde durch Bundes- und Landesmittel sowie die Ostdeutsche Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Mittelbrandenburgischen Sparkasse gefördert. Der örtliche Förderverein sowie der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg haben zur Finanzierung beigetragen. Dennoch war der Eigenanteil für die kirchlichen Institutionen eine Herausforderung, der man sich jedoch gerne gestellt hat.
Das maßgeblich beteiligte Forscherehepaar Ströbl (Lübeck) bezeichnet Grüfte als „Stätten der Auferstehung“. Die evangelische Kirchengemeinde bindet die einzigartige Gedenkstätte unter diesem Vorzeichen in ihre künftige Gemeindearbeit ein. Sie möchte Interessierten den Zugang ermöglichen, sobald die Arbeiten am Zugangsbereich fertig sind. Eine „Mumien-Schau“ wird aber ausdrücklich vermieden.
Nach dem aufstellen der Blumensträuße in den 3 Gewölberäumen (v. i.)
Generalsuperintendent Kristóf Bálint, Landrat Roger Lewandowski, CDU-Politiker Sebastian Steinecke, André Schmidt (Vorsitzender des Fördervereins Dorfkirche Wagenitz), Pfarrer der Kirchengemeine Havelländisches Luch Michael Jurk, Axel von Bredow (Vorsitzender des Familienverbandes der Familie von Bredow)
Quelle: Text: A. Schmidt, Fördervereins Dorfkirche Wagenitz; Bild: Annette Wiesner, Kirchenkreis Nauen-Rathenow